Liebesbriefe an Freunde
Mai, vor ein paar Jahren. 20 Grad, Sonnenschein und Bäume in vollster Blütenpracht, doch alles was ich wahrnehme sind die Tränen, die unaufhaltsam meine Wangen runterlaufen und langsam antrocknen. Meine brüchige Stimmt fragt ins Telefon: "Wer führt mich jetzt zum Altar, falls ich irgendwann heirate?" Ohne lange Pause höre ich deine vertraute Stimme, die Stimmes eines Freundes: "Du findest diese Tradition eigentlich überholt, doch ich mache es gern." Mehr Tränen, wieder schluchzen, aber eben auch ein Schmunzeln. Freundschaft, die mich in ihren wärmenden Mantel hüllt. Einfach so, weil du du bist und ich ich, wir ticken ein bisschen gleich und auch ganz viel nicht, trotzdem oder genau deshalb haben wir vor Jahren entschieden Dinge gemeinsam zu machen, im Leben.
Danke Dude!
Ein Sommer während Corona, es ist heiß, doch zwischen uns steht ein Berg. Wäre dieser aus Eis gewesen - wunderbar! Doch unser Berg bestand aus Schutt, aus kleinen und großen Steinen, deren Zusammenschluss wir zu spät erkannten oder ignorieren wollten. Nun saßen wir da zwischen Erinnerungen, (Zukunfts-)Plänen, Wünschen, (Un-)Verständnis, Traurigkeit, Sympathie, Liebe und vielen Jahren Beziehung. Der Berg so groß, dass wir nicht mehr anders konnten als zu gehen ohne uns nochmal umzudrehen. Vielleicht waren wir zu viel, war ich zu viel, waren da zu viele verletzte Gefühle unserer Vergangenheit...Unsere Erinnerungen trage ich mit mir und meine Seele hofft so oft, dass du glücklich bist. Du und ich, sind keine Freunde mehr, sind nicht mehr Bonnie und Clyde, sondern jede*r für sich. Mein Freund, der keiner mehr ist, du sollst wissen, ich vergesse dich nicht, doch lasse dich los und gebe dich dem Leben ohne mich zurück.
Mein Freund, der keiner mehr ist, ich wünsche dir das größte Glück!
April, in diesem Jahr. Eine Kirche voll Menschen, die dich willkommen heißen wollen, weil du sehr gewollt bist an diesem Platz. So viele Menschen, die für dich gekommen sind, weil du auf so herrlich unkomplizierte Weise mit Menschen in Kontakt treten kannst. Du, du stehst im Altarraum und erzählst von uns, von den Menschen die dich begleiten, dein Leben mit dir gestalten, dich halten und dir den Weg bereiten und manchmal stillschweigend deine Hand halten. Ich sitze in der Bankreihe, neben Menschen, die dir was bedeuten. Die Band spielt die ersten Takte deines Liedes und du singst. Wir alle versuchen einfach wenig zu blinzeln, denn dann laufen die Tränen nicht so sehr, doch ich sitze in einem Meer aus Tränen, inmitten von Menschen, die du in mein Leben gebracht hast, denn sharing is caring. Sitze dort und höre deinen Worten zu, wie du singst über dich, über mich, über uns alle - deine Freunde.
So viele Tränen hast du schon getrocknet, immer und immer wieder kann ich bei dir traurig sein, weil mein Papa nicht mehr lebt. Wieder und wieder kann ich dir von diesem einen Menschen erzählen, der dir wichtig ist und mir, weil das mit den Gefühlen nicht immer leicht ist und du sagst: "Solange es dich glücklich macht, bin ich es auch und wenn nicht (mehr), dann sind wir zusammen".
Danke, liebeste Freundin!
Viele Jahre meines Lebens gab es diese Menschen nicht, Menschen die mein Herz berühren und meine Hand halten, jedes Jahr an diesem einen Tag Blumen schicken, sich ohne viele Fragen ins Auto oder aufs Rad setzten, weil ich so sehr geweint habe am Telefon oder mit mir und meiner Oma im Schlafanzug frühstücken. Manchmal frage ich mich, ob ich anderen Menschen auch im Gedächtnis bleibe, wie sie mir und dann sagt jemand:" Diese Party wird immer auch eine Erinnerung an dich sein". Auf meinem Handy erscheint eine Nachricht: " Ich will nur kurz sagen, dass ich dich sehr lieb habe" oder "Hallo, bist du da? Ich glaube ich verliere mich heute" und da sind sie, viele Antworten auf (m)eine Frage.
Freundschaften haben die Kraft des größten Glücks und gleichzeitig eines so tiefen Schmerzes. Manchmal tragen sie uns, manchmal zerren sie an uns, manche gehen und andere sind gekommen um zu bleiben. Wir möchten Sie dazu einladen in den kommenden Wochen, das Thema Freundschaft mit uns zu bewegen, in Erinnerungen zu schwelgen, loszulassen und/oder einen Gruß zu verschicken.