Unser Fokus im Oktober

Nachricht 01. Oktober 2024

Feste Feiern im Herbst

Im Oktober gibt es viel zu feiern! Wir fangen an mit dem „Tag der deutschen Einheit“, gehen über ins Erntedank-Fest, und dann kommt es ganz dicke! Reformationstag und Halloween auf einen Schlag.

Private Fest-Traditionen für den Tag der deutschen Einheit gibt es gar nicht, weil dieser Feiertag vergleichsweise jung ist und eine eher politische Dimension hat. An diesem Tag wird der deutschen Wiedervereinigung gedacht. Es gibt eine Gedenkfeier, die bundesweit übertragen wird und Festmeilen in der jeweils ausrichtenden Stadt (jedes Jahr eine andere Großstadt). Aber einen guten Wunsch wie etwa Frohe Weihnachten, besondere Speisen oder Geschenktraditionen werden nicht damit verbunden. Es ist ein nationaler Feiertag, aber kein Familien-Fest.

Man könnte sich aber eigene Traditionen für diesen Tag ausdenken: z.B. ein Ost-West Menü kochen, oder man macht jedes Jahr einen Spaziergang und interviewt die anderen Passanten mit der Frage: „Erinnern Sie sich noch, was Sie gemacht haben, als die Mauer fiel?“ Die Antworten könnt ihr sammeln und irgendwann eine kleine Ausstellung daraus machen.

Erntedank fällt immer auf einen Sonntag. Es ist ein fester Tag im Kirchenjahr und ein bunter und fröhlicher Feiertag. Die Kirchen sind reich geschmückt mit Obst und Gemüse, Brot und Getreide und dicken Kürbissen. Viele Gemeinden feiern Erntedank auch als großes Gemeindefest, das offen ist für alle Menschen im Stadtteil. Die christliche Tradition, innezuhalten, um für die Geschenke der Natur zu danken ist wichtig, um nicht alles zu selbstverständlich zu nehmen. Unsere Nahrung beziehen wir noch selten von der Natur. Wir wissen nicht, wie mühsam es ist, zu Säen, zu Ackern und zu Ernten. Wir wissen nicht, was es kostet, einem Kälbchen auf die Welt zu helfen, es aufzuziehen, zu füttern und gesund zu halten. Wir wissen nicht, wie anstrengend es ist, ein Tier zu schlachten, wie es riecht, wie man schneiden muss, um das gute Fleisch von den Knochen zu trennen. Wir wissen es nicht, und sind doch täglich versorgt mit Nahrung, die durch die Arbeit vieler fremder Hände gemacht wird. Es geht im Erntedank-Fest um die Dankbarkeit für die Schöpfung, die uns ermöglicht, uns zu ernähren, und um die Dankbarkeit und den Respekt gegenüber jenen, die uns die Nahrungsmittel zur Verfügung stellen. Und es geht auch darum, an jene zu denken, die an Hunger und Mangel leiden durch Dürren und Naturkatastrophen, durch die Folgen der Kolonialisierung, durch politische Machtkämpfe. In vielen Gottesdiensten wird an diesem Tag eine Spende für Brot für die Welt eingesammelt. Und einige Gemeinden machen interessante Projekte, bei denen z.B. die Jugendlichen lernen, Brot zu backen, es gibt heiße Suppen und auch sonst jede Menge zu entdecken. Vielleicht wäre das mal ein Anlass, wieder in die Kirche zu gehen?

Und am Reformationstag gedenken die evangelisch-lutherischen Menschen der kirchlichen Veränderungen, die Martin Luther vor über 500 Jahren angestoßen hat. Ihm war es wichtig, dass alle Menschen die Gottesdienste verstehen können. Traditionell wurden Gottesdienste auf Latein abgehalten, seither gibt es sie auch in deutscher Sprache. Naja, das macht sie zumindest heute nicht immer verständlich… Die Liturgie, also die rituellen Gesänge im Gottesdienst, sind unverständlich, wenn man nicht damit aufgewachsen ist. Die Texte der Bibel sind tausende von Jahren alt, und nicht immer leicht nachzuvollziehen. Und trotzdem gibt es gute Predigerinnen und Prediger, die es schaffen, Menschen mit auf die Reise durch den Glauben und den Zweifel zu nehmen. Es lohnt sich, nach solchen Menschen auf die Suche zu gehen. Vielleicht findest du so jemanden am Reformationstag. Wenn nicht: macht nix. Selbst Martin Luther ist immer wieder an der Kirche verzweifelt ;)

Und dann gibt es noch Halloween. Den Abend vor Allerheiligen. Der fällt zufällig genau auf den Reformationstag. Allerseelen und Allerheiligen sind Feiertage, an denen die Menschen sich an ihre Verstorbenen erinnern. Sie besuchen die Friedhöfe, schmücken die Gräber und beten, dass ihre Seelen bei Gott gut aufgehoben sind. Warum aber wird das mit diesen ganzen gruseligen Kostümen in Verbindung gebracht? Das ist ganz einfach: Lange bevor die Menschen Christinnen und Christen wurden, glaubten sie, dass sich an dem Abend vor Allerheiligen die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten öffnet, und man mit den Toten in Kontakt kommen kann. Weil sie noch nicht glaubten, dass die Seelen der Toten bei Gott gut aufgehoben sind, war diese Nacht mit vielen Ängsten verbunden. Man wusste ja nicht, ob vielleicht böse Mächte mit im Spiel waren. Das ist schon echter Stoff für einen Gruselfilm.

Langsam haben sich dann die Grenzen verwischt, der christliche Glaube hielt Einzug, aber hat die alten Traditionen nicht ganz verdrängt, sondern sie abgemildert. Eine sehr schöne mittelalterliche Tradition aus Irland ist das Backen spezieller „Soul-Cakes“. Diese werden zu Allerheiligen gebacken. Und wenn ein Hausierer oder Bettler an die Tür kam, konnte man ihm, auch wenn kein Geld im Haus war, doch etwas mitgeben. Dafür erhielt das Haus, das den Soul-Cake verschenkt hatte, einen wohlgemeinten Segen des Wanderers. Über diese Tradition gibt es ein sehr fröhliches altes Volkslied mit dem Titel Soulcake, und im Internet kann man das Rezept finden. In Kombination wird dann aus Halloween eine wunderbar warme und fröhliche Angelegenheit, bei der sich niemand gruseln muss.

In diesem Sinne: feiert den Herbst, denn er ist bunt und einladend.

Hier findest du den ganzen Oktober über immer mal kleine Impulse zum Thema.

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