Unser Fokus im September

Nachricht 02. September 2024

Aussortieren

In diesem Jahr habe ich mich bereits zwei mal von unnötigem Ballast befreit.

Anfang des Jahres habe ich meinen Dachboden entrümpelt. Das war eine große Herausforderung, denn dort hatte sich über Jahre alles angesammelt, was das Kinderzimmer meines Sohnes nicht mehr beherbergen wollte. Spiele, Bücher, Autos, zerhüpfte Lattenroste (2 Stück), ein kaputtes Bettgestell, ungeliebte Kuscheltiere, seine Metall-Schrott-Sammlung inklusive alter Ölfilter und im Wald gefundener Auspüffe, Steine aus der Eifel und aus Dänemark. Mehrere Quadratmeter waren vollgestellt mit Zeug. Und ich brauchte dringend Unterstützung, denn der Berg hatte mich schier erschlagen.

Zum Glück hatte ich ein inneres Team aus Entrümplern, die meiner Phantasie entsprangen und mir zur Seite standen. Außerdem ausreichend Organisationserfahrung, um mich durchzusortieren. Sowie reale Freunde, die beim Schleppen helfen konnten und einen Zugang zum Hannoverschen Car-Sharing Stadtmobil, das mir ein großes Fahrzeug für den Transport ermöglichte.

Jedes mal, wenn ich jetzt den Dachboden betrete, freue ich mich über den leeren Ballsaal, der durch diese Aktion entstanden ist. Und im Sommer habe ich mir meinen Kleiderschrank vorgeknöpft. Etliche Hosen, tragbare, wie untragbare Shirts, Pullover, abgetragene BH’s, fadenscheinige Socken. Die Guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen… Ruckediguh Und die ganz Guten, die sind in den Verschenke-Schrank gewandert.

Nicht alles, was wir aussortieren, gehört in den Müll. Es empfiehlt sich, gut zu überlegen, wer noch einen Nutzen von aussortierten Sachen haben könnte. Verschenke-Schränke gibt es viele. Zum Beispiel die öffentlichen Bücherschränke in jedem Stadtteil. Auch „fairkauf“ und „Oxfam“ freuen sich über Dinge, die du selber vielleicht nicht mehr benötigst, die aber noch gut erhalten sind. So dienen sie erstens der Nachhaltigkeit, und zweitens einem sozialen Zweck.

Aussortieren heißt auch immer, sich von Dingen zu trennen. Dem einen fällt es leichter, eine andere hat damit womöglich große Schwierigkeiten. Wenn Menschen zu viele (in unseren Augen) unnötige Dinge um sich sammeln, so dass sie den Überblick verlieren oder gar verwahrlosen, kann dafür eine psychische Erkrankung eine Ursache sein. Wenn du so eine Person kennst und ihr helfen möchtest, ist es meist ein unmögliches Unterfangen, mit dieser Person auszusortieren. Denn der Grund für die Sammel-Wut liegt häufig tiefer, und unüberlegtes Ausmisten kann die Verletzungen noch vertiefen. Wende dich lieber an eine Beratungsstelle, dort gibt es Menschen, die wissen, welche Institutionen wirklich hilfreich sein können. Aber aufgepasst: nicht jedes unaufgeräumte Zimmer gehört einem „Messie“. Manchmal ist es einfach die pure Unlust.

Und dann ist da noch die Frage, wie Aussortieren mit Kindern gut gehen kann. Klare Regeln von Anfang an können hilfreich sein.

  • Wie z.B. wenn der Grundsatz in der ganzen Familie feststeht und auch von allen befolgt wird: wenn ein neues Spielzeug, Buch, Kleidungsstück Einzug hält, wir dafür ein anderes verabschiedet. Reinhard May hat dazu ein wunderschönes Lied über die Hose seines Sohnes geschrieben, die er weggeben muss. Voller Wehmut und liebevoller Erinnerungen steckt er ein Foto seines Sprösslings in die Hosentasche und hofft, der nächste Besitzer möge sie mit eben so viel Stolz tragen.
  • Eine zweite wichtige Ansage bei größeren Aussortier-Tagen kann folgende sein: Suche dir 5 Sachen, die du unbedingt behalten willst, und entscheide dich für zwei, die weg können. Der psychologische Effekt des „mehr gegen weniger“ ist nicht zu unterschätzen.
  • Auch für Kinder kann es wichtig sein, dass sie ein Bild davon haben, wo ihre Dinge hinkommen. Mein Sohn konnte sich z.B. sehr gut von seinem Parkhaus trennen, als er wusste, dass es Kinder bekommen, die keine eigenen Spielsachen haben, weil sie aus ihrem Zuhause flüchten mussten.
  • Wenn dein Kind einen Gegenstand partout nicht aufgeben will, dann zwing es nicht dazu. Wahrscheinlich hat es einen guten Grund. Wenn du versuchst, diesen Grund zu verstehen und in dieser Situation nachgibst, fühlt es sich sicher und kann vermutlich beim nächsten mal schon besser mit einem Aussortier-Auftrag umgehen.
  • Und zum Schluss noch eine ganz wichtige Regel: sortiere keine Dinge deines Kindes ohne sein Wissen aus. Du kannst sicher sein, bei der nächsten Gelegenheit wird es das Fehlen entdecken, und sein Vertrauen in dich kann erschüttert werden. Wenn du möchtest, dass dein Kind mit einem guten Gefühl aussortieren lernt, lohnt es sich auf jeden Fall, den Weg offener Kommunikation zu wählen.

In den nächsten Wochen findest du auf unseren Social-Media-Kanälen hilfreiche Hinweise rund ums Aussortieren

facebook

instagram