Unser Fokus im Oktober

Nachricht 01. September 2022

ÄLTER WERDEN

"Der Herr der Zeit geht alle Tage mit."
Klaus Peter Hertzsch

Frage ich meinen Sohn (14), was älter werden für ihn bedeutet, antwortet er mir: „Älter werden heißt, mehr eigene Entscheidungen zu treffen. Hoffentlich bin ich bald 18!“ Frage ich hingegen meinen Vater (76), antwortet er: „Mit dem Älterwerden wächst die Angst, nicht mehr selbstbestimmt leben zu können.“ Dies sind zwei unterschiedliche Sichtweisen auf derselben Linie.

Unser Bild vom Alter ist so divers wie wir Menschen unterschiedlich sind.

Ab wann ist man eigentlich alt?

Wenn die Gelenke anfangen, kontinuierlich zu schmerzen und das Sehen schwieriger wird? Wenn Enkel geboren werden oder erst, wenn sie schon erwachsen sind? Wenn wir in Rente gehen und das berufliche Leben hinter uns lassen? Wenn endlich die „Weisheit“ einzieht?

Welchen Aufgaben müssen wir uns stellen, wenn wir älter werden?

Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung ist eine Aufgabe, die das gesamte Erwachsenenalter begleitet. In der Zeit nach beruflichem und familiärem Eingebundensein stellt sich die Frage noch mal ganz neu: Wie will ich eigentlich leben? Wofür möchte ich meine Zeit nutzen? Welche Erfahrungen möchte ich selber sammeln und welche weitergeben? Wie möchte ich wohnen, und mit wem? In welcher Gesellschaft bewege ich mich gerne? Von welchen Aufgaben und Menschen nehme ich lieber Abstand? Auch Fragen, die das Existenzielle treffen, spielen eine Rolle. Wie sehr muss ich mich einschränken, wenn die Rentenbezüge gering sind? Und in welchen Bereichen geht das überhaupt? Welche Möglichkeiten bleiben mir, um selbstbestimmte Entscheidungen zu treffen?

Gesundheit als Grundlage für selbstbestimmtes Handeln

Hier schließt sich der ganze Bereich der körperlichen Entwicklung an. Gute Gesundheit ist eine gute Voraussetzung für selbstbestimmtes Handeln. Allerdings können wir unsere Gesundheit nur bedingt aktiv beeinflussen. Je älter wir werden, desto stärker werden wir uns unserer körperlichen Grenzen bewusst. Wie gut habe ich gelernt, um Hilfe zu bitten? Welches Bild von Leistung habe ich? Und wie gut kann ich mit der Veränderung meiner Leistungsfähigkeit umgehen?

Wie gehe ich mit dem Thema Tod um?

Einige Menschen beschäftigen sich schon früh mit dem Thema Tod und Sterben, einige erst später, viele am liebsten gar nicht. Aber jede und jeder hat eine Vorstellung vom Tod. Die Frage nach der Beisetzung und Trauerfeier ist eine ganz praktische. Emotional stärker berührend wird es bei der Frage nach Pflegesituation und medizinischer Begleitung am Lebensende. Und natürlich gibt es auch hier innere Fragen. Was möchte ich nicht unabgeschlossen zurück lassen? Wenn ich ausreichend Zeit habe, mich zu verabschieden, wie möchte ich das gestalten?

Von der Art der Fragestellung hängt besonders ab, ob das Älterwerden für uns eher eine Lust oder eine Last ist.

Lernen bis ins hohe Alter ist möglich

Neurowissenschaftliche Studien belegen, dass neue Synapsenbildung bis ins hohe Alter möglich ist. Das bedeutet, dass wir auch im Alter noch neues lernen können, Lösungen für unbekannte Probleme und Fragestellungen finden. Es bedeutet, dass sich unser Gehirn in noch unerschlossenen Regionen trotz Älter werdens weiter auf- und ausbauen kann, auch wenn der restliche Körper dies nicht mehr tut. Was für eine gute Nachricht! Eine gute Voraussetzung hierfür ist, dass wir in Beziehungen aktiv eingebunden sind und unser Handeln als sinnvoll erleben. Egal ob Familie, Ehrenamt, Freundeskreis oder Hobby.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesenden Lust auf aktives Älterwerden und die Hoffnung aus Psalm 92,15:
Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein.

Mit unserem Fokus „Älter werden“ machen wir im Oktober anlässlich des internationalen Tages der älteren Menschen am 01.10. auf dieses Thema aufmerksam. Im Laufe des Monats findest du einen Film-Tipp, ein kleines FaBi-Video, einen Veranstaltungshinweis fürs kommende Jahr und einen Hinweis auf #fragunsmal.

Herzlichst,

Constanze Gäthje