
PATCHWORK
„C: Ich wollte dich fragen, ob wir unsere Monate für das Fokusthema tauschen können, ich hätte so Bock was zum Thema Patchworkfamilien zu schreiben, aber ich schaffe es nicht. Hast du schon ein Thema für nächsten Monat?
E: Nein habe ich noch nicht, darüber macht sich Zukunfts- E. nächste Woche Gedanken…
C: Hast du Lust was über Patchworkfamilien zu schreiben?
E: Hm, weiß ich nicht genau. Ich habe kein Gefühl und keine Bezugspunkte zu, außer die Serie „Die Patchworkfamilie“ die ich gesehen habe.
C: Die habe ich auch gesehen, manchmal etwas überzogen und doch trifft es vieles im Wesentlichen.
E: Obwohl, doch auch meine Familie ist eine Patchworkfamilie. Meine Großeltern haben sich getrennt und mein Opa hat neu gehreitatet, lange vor meiner Geburt, wahrscheinlich fällt es mir deshalb gar nicht mehr auf. Ich mache keinen Unterschied zwischen meiner leiblichen Oma und der ‚neuen‘ Frau meines Großvaters. Beide meine Omamas.
Und eigentlich hat meiner Mutter ja auch einen neuen Partner- von mir meist der Opernsänger genannt, weil ich irgendwie auch noch nicht so genau weiß. Er hat zwei Söhne in ungefähr meinem Alter, quasi meine Stiefbrüder. Doch kenne ich bis jetzt wieder ihn, noch seine Söhne.“
Stiefvater, Stiefoma, Stief… klingt alles für mich wenig liebevoll und erinnert mich doch stark an die böse Stiefmutter aus dem Märchen Aschenputtel. Ähnliche Assoziationen kommen mir wenn ich über Halbgeschwister nachdenke, irgendwie eben nur halb, doch was ist wenn sie voll gefühlt werden oder eben auch gar nicht?! Doch welche Worte beschreiben diese besonderen Beziehungsgeflechte wirklich passenden? Gar nicht so einfach. Überhaupt stehen viele Patchworkfamilien häufig vor Herausforderungen. Wer gehört dazu, haben sich die leiblichen Eltern getrennt, ist ein Elternteil verstorben, war es vor der neuen Beziehung eine Einelternfamilie oder, oder, oder. Welche Erwartungen, Ängste, Befürchtungen und Wünsche haben alle Beteiligten, wie alt sind die Kinder oder, oder, oder... So viele individuelle Parameter, Voraussetzung und Gegebenheiten gilt es miteinander zu vereinen. Im Schnitt dauert es etwa 5 Jahre und länger bis Patchworkfamilien zusammengewachsen sind und leider gelingt es nicht in allen Konstellationen und Beziehungen gleichermaßen. Ich selbst bin Mitte 20 und lebe seit 10 Jahren nicht mehr im Haushalt meiner Eltern bzw. meiner Mutter, somit hat ihre neue Partnerschaft auf mich wenig Auswirkungen. Meine Oma ist schon mein ganzes Leben da, und meine theoretischen Stiefverwandten fühlen sich nicht anders an als meine biologischen. Ich kenne es ja nicht anders. Doch ganz anders, wenn die Kinder noch im Haushalt der Eltern bzw. des Elternteils leben.
In Deutschland leben nach Schätzungen etwa 7-13 % aller Menschen in Patchworkfamilien (bmfsfj.2013.S.), das ist etwa jede 10. Familie. So scheint es bei aller Herausforderung doch ein begehrtes Modell zu sein. Ein lebendiges, mit Schwung und Emotionen, mit der Möglichkeit von Wachstum und Erweiterung und Lernen.
An dieser Stelle ein „Hoch!!!“ auf alle, die dieses Abenteuer mit viel Energie eingehen.
Hier und auf unserem Instagram Kanal findet ihr jeden Dienstag im Februar einen Impuls zum Lebensthema Patchworkfamilie.
Darüber hinaus startet am 14.02.203 unser neues Angebot „Patchwork – den Ball im Spiel halten. Ein Seminar für Eltern in Patchwork-Systemen“ in Kooperation mit Pastor Martin Häusler, St. Martins-Kirchengemeinde Linden.
Ella Anders für das FaBi-Team